Welle – Val – Wave

Mit Werken von
Silvia Maria Grossmann, Luise Kloos, Kurt Straznicky, Reinhard Süss, Gerlinde Thuma, Fridolin Welte

Die erste Vorstellung der Welle ist mit der Bewegung der Meeresoberfläche verbunden, aber in einem künstlerischen Kontext vermittelt sie eine Reihe subjektiver Ausdrücke. Die Thematisierung der Kraft der Welle ist so symbolstark und anschaulich, dass sie zu einer wiedererkennbaren Metapher geworden ist, die viele Lebenssituationen darstellt. Sie vermittelt eine ausdrucksstarke Botschaft, die außergewöhnliche Ereignisse nicht nur im künstlerischen, sondern auch im alltäglichen Kommunikationskontext anschaulich darstellt.

Im Spektrum vieler Anwendungen im Sprachgebrauch – als Welle der Emotionen, als Welle des gesellschaftspolitischen oder Klimawandels, als Hitzewelle, als pandemische Corona-Welle … weist ihre konnotative Bedeutungsebene auf jede bevorstehende Kraft oder jedes Ereignis hin, das nicht eindeutig bewertet werden kann, deutet hin auf Höhen und Tiefen, Brechungen und Reflexionen, Dämpfung und Wiederauftauchen, auf die unkontrollierte Naturgewalt. Hokusais berühmte Große Welle bei Kanagawa, auch als Große Welle bekannt, ist ein monumentaler farbiger Holzschnitt. Als unkontrollierbare Kraft weist sie auf den Kontext innerer Energie, üppiger Persönlichkeit und großer spiritueller Stärke hin. Als vom Wasser ausgehende Kraft ist sie in der Lage, alles zu zerstören, zu reinigen, aber auch alles wieder aufzubauen. Im abgeleiteten Bedeutungsspektrum hat sie heilende Kraft, beseitigt alles, was uns aufregt, verletzt und destabilisiert, bringt uns in die Normalität zurück. Die Welle ist ein Symbol der ständigen Lebensbewegung, eine Kombination von unvorhersehbaren Konstanten.

(Zrinka Ettinger Starčić)

Zu den Arbeiten

Die sechs ausstellenden Künstlerinnen und Künstler aus Österreich setzen sich seit mehreren Jahren mit der Insel Lošinj und ihren sie umgebenden und beeinflussenden Elementen auseinander. Bei einem Symposium begaben sich die Kunstschaffenden auf den Weg der Erforschung des Phänomens von Wellen, ihren Gestalten und ihren Auswirkungen. In der Ausstellung Welle – Val – Wave werden die Ergebnisse präsentiert.

Gerlinde Thuma schreibt, „Die Welle ist die geschmeidige bis zerstörerische Auswirkung einer Ursache, ein Aufeinandertreffen von Kräften, von Druck und Gegendruck. Jede Welle hat ihre Richtung und nimmt den Blick mit in der Erwartung gefangen, sie ausrollen oder brechen zu sehen oder von einer unvorhergesehenen Wendung überrascht zu werden, durch eine Untiefe vielleicht, die in der Phantasie Wellen schlägt.“ Die Künstlerin zeigt Malerei, die die Prozesshaftigkeit solcher ineinander übergehender Ereignisse auf poetische Weise darstellt.

Kurt Straznickys Kunstharz-Objekte beschäftigen sich damit, wie sich das menschliche Spiegelbild durch (wellenförmige) Bewegungen der Wasseroberfläche verändert. „Schon eine leichte Unruhe führt zu Verzerrungen der Darstellungen. Bei stärkeren Turbulenzen löst es sich beinahe vollständig auf.“

Luise Kloos nimmt ihre Beobachtungen von Wellen und ihrer unterschiedlichen Strukturen als Ausgangspunkt ihrer Zeichnungen. In feinen Strichen und Linien geht sie so auf die unendliche Vielfalt der Bewegung des Wassers ein.

Reinhard Süss, Komponist und Bildhauer, zeigt in seinen Arbeiten „3 Stelen“ und „Wellengang I – III“, wie die visuelle Erstarrung der Steinskulptur in eine hörbare Bewegung aufgelöst wird. „Steine und Musik, zwei sehr gegensätzliche Elemente, sollen zu einem neuen, sich ergänzenden und größeren Ganzen zusammenwachsen.“

Silvia Maria Grossmann präsentiert den Direktdruck auf Acrylglas einer „Wellenrose“ – eine Kompassrose, welche die von den entsprechenden Winden erzeugten, Wellenstrukturen zeigt und ein steinernes Wellenbuch. „Jeder Wimpernschlag, jedes Umblättern im Buch der Wellen zeigt ein neues Bild.“

Welte Fridolins Wellen entstehen zeichnend. Durch das Ausloten der Begrenzung von rechteckigen Flächen und Körpern entstand die Idee der Befreiung der Welle. Die gezeichneten Wellen innerhalb dieser Grenzen werden aufgesägt, geteilt, gedreht und umgeschichtet wieder verbunden. Innen wird zu außen und außen zu innen. So bricht die Welle aus ihrem umschlossenen Sein aus, bildet Räume, Zwischenräume und dynamische skulpturale Berührbarkeit.

Die Ausstellung möchte mit ihren vielseitigen und vielschichtigen Werken die Faszination von Wellen den Besuchern vermitteln, das Staunen über das Meer mit seinen von Augenblick zu Augenblick wechselnden Gesichtern und dem Eindruck, es jeden Moment neu zu sehen.

 

Zum Konzert

Die drei Kompositionen von Reinhard Süss (Wellengang I - III) für Klavier solo werden zur Vernissage im PLÜ23 am 6. April 2024 vom Komponisten aufgeführt. Es werden in freier Assoziation jeweils zwei bildende KünstlerInnen in einem Stück musikalisch interpretiert.

  • Wellengang I: Silvia Grossmann und Luise Kloos
  • Wellengang II: Gerlinde Thuma und Reinhard Süss
  • Wellengang III: Fridolin Welte und Kurt Straznitzky

 

Vernissage: Samstag 6. April 2024, 11 Uhr, mit einem Konzert von Reinhard Süss

Begrüßung: Erwin Lackner, Präsident der Gruppe 77

Einführende Worte: Tanja Prušnik, Präsidentin Künstlerhaus Wien

Finissage: Samstag, 27. April 2024 von 11 – 14 Uhr

Ausstellungsdauer:
6. bis 27. April 2024
im Kunstraum der Gruppe 77, PLÜ23
Plüddemanngasse 23, 8010 Graz

Öffnungszeiten:
Donnerstag und Freitag jeweils von 15 – 18 Uhr
Samstag von 11 – 14 Uhr

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