Movimento
Karl Franzens Universität Graz, 1993
Vor dem Eingangsbereich zur Universität, Hörsaal A, wurde eine Scheibe von fünf Metern Durchmesser niveaugleich mit der Umgebung in den Vorplatz versenkt. Während des Symposions drehte sich die Scheibe permanent mit einer Geschwindigkeit von acht Metern pro Minute. Der Weg zum Hörsaal A führte über diese Scheibe. Wurde die Scheibe von BesucherInnen betreten, so verspürten sie eine Bewegung, nahmen eine Änderung wahr, und mussten ihre ursprünglich eingeschlagene Richtung korrigieren. Am Ende des Symposions wurde die Scheibe zum Stillstand gebracht.
Das Bewusstsein des Fortschritts ist ein Produkt der Technik. Sich im Uhrzeigersinn zu drehen oder schneller zu sein (als andere), hat zu einem grandiosen Irrtum geführt: zu glauben, wir seien auch menschlich weitergekommen. Diese Scheibe lässt uns vom anvisierten Ziel abkommen. Sie verschiebt uns. Weil sich unter uns die Welt verändert. Weil sie fortschreitet wie wir selbst. Die einen könnte die Idee überfallen, die Geschwindigkeit der Scheibe zu übertreffen, die erklärte Absicht ihrer Schöpfer rechts zu überholen. Die anderen wiederum könnten dieser geplanten Bewegung Widerstand entgegensetzen und demonstrativ nach links marschieren.
Gerfried Sperl
Beteiligte KünstlerInnen:
Fria Elfen, Peter Janach, Hans Kuhness, Erwin Lackner, Stefan Maitz, Aurelia Meinhart, Erika Lojen, Gerhard Lojen, Wolfgang Rahs
Eine Installation der Gruppe 77 anlässlich des Kongresses der Akademie Graz:
DISSONANZEN IN EUROPA / DER NEUE NATIONALISMUS UND SEINE FOLGEN