Gegen Ende zu weiß
Der Mensch lebt in der Randzone zwischen den Elementen, zwischen Wasser und Feuer, Erde und Luft. In seinen Randzonen entwickelt er Ordnungen und Systeme, um geistig und physisch überleben zu können. Einfache, klare Ordnungen werden komplizierter und schwerer überschaubar, sie überlagern, verschieben oder verdrehen sich. In meinen Bildern sind diese Ordnungssysteme nicht immer auffindbar, sie werden während des Malvorganges verändert oder gestört, spontane Entscheidungen setzen sich durch. Das Malen ist jedesmal ein neues Abenteuer. Einfache Ordnungssystemen stellen sich fein abgestimmte Farbreihen entgegen, begleiten das Auge von einer Farbe zur anderen.
Räumliche Akzente tauchen auf: Der Hell-Dunkel-Schritt läßt Strukturen als plastische Farbgitter wirken. Ob uns da nicht unsere Schulweisheit einen Streich spielt? Schauen wir durch schwarze (oder weiße) Sehschlitze hindurch auf dahinter schwebende Regenbögen, oder leuchten die farbigen Streifen vor einem dunkleren (oder helleren) Hintergrund. Liegen bei den Farbreihen die dunkleren Felder hinter den hellen? Oder sind sie doch vorne im Raum? Verdichten sich fremde Schriftzeichen zu farbigen Elementen, oder lösen sich diese in tanzende Zeichen auf? In jedem Fall hat sich der Betrachter diese Fragen selbst zu beantworten.
Ich will Bestehendes durch meine Malerei sichtbar machen. Ich wünsche mir, dass du dich als Sehender in meinen Bildern bewegst, daß du nicht nur „Systeme“ und „Ordnungen“ aufspürst, sondern Freude daran findest, daß das Rot rot ist und das Blau blau. Gelb und Orange mögen dir Chiffren der Fröhlichkeit sein und Blau angenehme, erfrischende Kühle. Die Farbenreihe vom tiefen Orange bis zum hellen Gelb sollen dir wie ein lustiger, atemberaubender Lauf erklingen, nach dem dich die fröhliche Ruhe des Grün wieder umfängt. Dann magst du dich wieder – nach Laune und Stimmung – dem Feuer des Rot oder der Kühle des Blau zuwenden.
Gerhard Lojen, 1981
Vernissage: Samstag 18. Mai 2024, 11 Uhr
Begrüßung: Erwin Lackner, Präsident der Gruppe 77
Einführende Worte: Günther Holler-Schuster, Landesmuseum Joanneum
Finissage: Samstag, 8. Juni 2024 von 11 – 14 Uhr
Ausstellungsdauer:
18. Mai bis 8. Juni 2024
im Kunstraum der Gruppe 77, PLÜ23
Plüddemanngasse 23, 8010 Graz
Öffnungszeiten:
Donnerstag und Freitag jeweils von 15 – 18 Uhr
Samstag von 11 – 14 Uhr